Download – Zeichnungen Dr. Hanna Maser

Beispieltafeln:

Calvatia exipuliformis
Astraeus hygrometricus
Tulasnella calospora
Flagelloscypha minutissima

Frau Dr. Hanna MASER und ihre Zeichnungen

Den älteren Besuchern der Pilzlehrschau in Hornberg dürfte Frau Dr. Hanna Maser  (geb. 29.07.1922) noch im Gedächtnis geblieben sein. Es waren die Zeiten, als sie in der Pilzlehrschau in Hornberg während der Kurse in einem stillen Eckchen stundenlang intensiv mikroskopierte. Meist sah man sie tief versunken in ihre Arbeit. In dieser Zeit entstanden viele hundert mikroskopische Zeichnungen. Hanna Maser hat diese mit einer Akribie ausgeführt, die beinahe einzigartig ist. Sie können durchaus als Vorbilder der mikroskopischen Zeichnung bezeichnet werden. Die Zeichnungen sollten eine spätere Ausgabe des „Jülich“ (Die Nichtblätterpilze, 1984) illustrieren. Dazu kam es jedoch leider nicht, da keine Neuauflage des Buches erschien.

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Um ihre Art zu zeichnen habe ich sie beneidet, vor allem auch um ihre Geduld. So verbrachte sie für die mikroskopische Dokumentation einer Art oft einen ganzen Tag, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Auf Ka­ro­pa­pier fertigte sie erste Skizzen des im Mikroskop Gesehenen. Dabei brachte sie einzelne Sporen, sowie Strukturen von Basidien, Zystiden und anderen Zellen aufs Papier. Die Karos dienten ihr als Hilfsmittel, maßstabsgerechte Skizzen zu erstellen. Diese Skizzen fungierten als Vorlage für die Zeichnungen, bei denen von ihr einzelne Zellen zu Zellverbünden zusammengefügt und dargestellt wurden. Mit Tusche wurden die Reinzeichnungen dann sauber und akribisch auf stärkerem Papier ausgeführt. Die Darstellungen mögen zum Teil idealisiert sein, so wie man sie nie, „einfach so“, im Mikroskop sehen kann. Gerade dies macht  die Zeichnungen wertvoll und zu etwas Besonderem. Im Vergleich dazu wirken Fotos geradezu banal. Die auf den Tafeln angegebenen Maße wurden stets von Frau Maser selbst direkt an den jeweiligen Pilzen genommen und nicht einfach aus der Literatur abgeschrieben. Die von ihr angebrachten Anmerkungen stellen zudem wertvolle Ergänzungen dar.

Teile ihrer Zeichnungen findet sich z. B. in Artikeln der Zeitschrift für Mykologie, der Südwestdeutschen Pilzrundschau, in den Beiträgen zur Pilzkunde Mitteleuropas (AMO-Hefte) und auch in den Büchern „Die Großpilze Baden-Württembergs“. Oft wurde ihr Name als Hersteller der Zeichnungen nur im Kleingedruckten oder auch gar nicht genannt. Hanna Maser legte auch keinen besonderen Wert darauf. Im Jahr 1996 wurde sie für ihre mykologischen Verdienste einstimmig zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) ernannt.

In erster Linie widmete sie sich der Mikroskopie von Nichtblätterpilzen. Ihre besonderen Lieblinge blieben die Arten der Gattung Tomentella. Aus ganz Deutschland und den benachbarten Ländern erhielt sie Frischpilze und Exsikkate zur Untersuchung und Überprüfung. Diese liegen nun in den Herbarien in Stuttgart und Karlsruhe.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Hanna Maser in einem Pflegeheim in Leonberg. Durch eine Krankheit an der Wirbelsäule konnte sie nicht mehr mikroskopieren. Mit dem Kapitel Mikroskopie und den Pilzen hatte sie komplett abgeschlossen. Sie selbst empfand das als einen ganz normalen Teil, der zu ihrem Leben gehörte. Im Heim gefiel es ihr gut. Bei Besuchen wirkte sie stets aufgeweckt, fröhlich und zufrieden.

Am 22. Februar 2010 ist Frau Dr. Hanna Maser im Alter von 87 Jahren gestorben. Ihren pilzlichen Nachlass hatte sie bereits Jahre vorher geregelt. So übergab sie mir damals mehr als 20 prall gefüllte DIN A4 Ordner mit den Worten: „Machen Sie damit, was sie wollen. Aber am Ende sollen sie ins Museum kommen.“

So werden die Originale der Zeichnungen, ihrem Wunsch entsprechend, heute im Naturhistorischen Museum Stuttgart verwahrt. Bernd Miggel war so freundlich und hatte sie vorher in mühevoller Arbeit bereits digitalisiert. Dafür gebührt ihm unser Dank. Dadurch ist es möglich, dass die Zeichnungen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können und zudem leicht zugänglich sind.

Auch wenn in unserer schnelllebigen Zeit, die wissenschaftlichen Namen der Pilze ständigen Neubenennungen unterworfen sind, so bleiben deren mikroskopische Strukturen nach wie vor gleich. Die Zeit tut den Maser`schen Tafeln deshalb keinen Abbruch. Sie werden für viele Jahre weiterhin für Artenkenntnis und bei Bestimmungen wertvolle Hilfe leisten können.

Peter Reil

 

Die Tafeln stehen jedem Besucher frei zur privaten persönlichen Nutzung. Bei weitergehender Nutzung wird die Quellenangabe erwartet.