Judasohr – Januar 2014
Judasohr
Auricularia auricula-judae
(Buillard : Fr.) Wettstein 1895
Auricula = Öhrchen
Zeichnungen: Dr. Hanna Maser
Allgemeines
Die Auriculariales bilden bei den Ständerpilzen mit quergeteilten Basidien eine Parallelgruppe zu den Uredinales. Während jene biotrophe Parasiten darstellen, sind diese Saprophyten oder Schwächeparasiten. Die Auriculariaceae kommen von kaum sichtbaren krustenförmigen Substratüberzügen bis zu größeren hut- oder becherförmigen Fruchtkörper vor. Dieser hier wird den Gattungen Auricularia oder Hirneola zugeordnet. Die Art wurde 1753 von Linné als Tremella auricula-judae beschrieben, Fries änderte 1822 den Gattungsnamen in Exidia, Berkeley diesen 1860 in Hirneola um. In der gegenwärtigen Literatur finden sich recht verschiedene Namen des Pilzes, was die noch immer bestehende Uneinheitlichkeit so mancher wissenschaftlichen Pilznamen bestätigt.
Vorkommen
- Einzeln bis gedrängt, mitunter übereinanderwachsend
- an alten Holunderstämmen, in Rindenrissen und auf entrindetem Holz, seltener auch an Ahorn;
- liebt Orte hoher Luftfeuchtigkeit, daher im nördlichen Europa stärker verbreitet;
- fast ganzjährig,
- vor allem Oktober bis Mai.
Typische Erkennungsmerkmale
- Definierter Wuchsort: Absterbende oder kranke Holunderstämme;
- Ohrmuschelförmige, faltig-runzlige Fruchtkörper von zäh-gallertiger Konsistenz;
- Schrumpft trocken zu einer schwärzlich-violetten hornartigen Masse zusammen, bei Feuchtigkeit wieder aufquellend.
Makroskopische Merkmale
Die Oberseite der Fruchtkörper (5-8/4-6cm) ist filzig behaart, von stumpfer grauoliver bis bräunlichvioletter Färbung, die hymeniumtragende Unterseite ist mehr rotviolett, glänzend und faltig-adrig. Der gewellte Fruchtkörper besitzt einen kurzen Stiel oder ist mit schmaler Basis direkt am Holz angewachsen. Das gallertartige-knorpelige Fleisch ist geruch- und geschmacklos, das Sporenpulver in Masse ist weiß.
Mikroskopische Merkmale
Farblose, glatte Sporen, leicht gekrümmt-zylindrisch, 12-23/5-8 μm groß; die Basidien sind langzylindrisch und durch Querwände viergeteilt.
Verwertbarkeit
In Südostasien ein geschätzter Speisepilz, in Japan „Ki-kurage“ = Baummeduse genannt; er wird in getrocknetem Zustand vor allem von Japan exportiert und als „Schwarze oder Chinesische Pilze“ den Reisspeisen beigemischt, wobei er diesen eine merkwürdige Konsistenz verleiht, er ist also kein eigentlicher Würzpilz; auch als Salatpilz soll er Verwendung finden. Früher wurde das Judasohr auch zur Heilung von Augenentzündungen verwendet.
Verwechslungen
Der gezonte Ohrlappenpilz, Auricularia mesenterica, wächst an Stümpfen und an der Basis alter Bäume in Bergwäldern. Er entwickelt mehr krustenförmige, ausgedehntere Fruchtkörper vom Aussehen eines Schichtpilzes (Stereum) und besitzt konzentrisch gezonte Oberflächen, sowie blaugrauschwarze Unterseiten.
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