Exkursion Mitte April in ein morchelträchtiges Gebiet in der Nähe eines Auenwäldchens. Doch bezüglich der Morcheln leider Fehlanzeige. Dafür fand ich ein ziemlich kleines Exemplar einer offensichtlich noch jungen    Lorchel auf einem schon bemoosten Wurzelausläufer eines Nadelholzstumpfes (Bild 1).

Eine Frühjahrs-Giftlorchel? Bei dieser Größe und dem Alter des Fruchtkörpers makroskopisch nicht zu entscheiden. Auch die mikroskopische Untersuchung eines mitgenommenen kleinen Stücks der Fruchtschicht ließ keine Bestimmung zu: von Sporen war noch gar nichts zu sehen.

 

Gut zwei Wochen später: An der Fundstelle, die ich mir gut gemerkt habe, erwische ich gleich mehrere Schnecken auf frischer Tat, wie sie sich über die Kappe des inzwischen etwas größer gewordenen Fruchtkörpers genüsslich (mein persönlicher Eindruck) hermachen. Wieder wird ein kleines Stück zur Untersuchung mitgenommen. Unter dem Mikroskop zeigen sich nun tatsächlich mit Sporen gefüllte Schlauchzellen. (Bild 2).

Die Sporen sind glatt und zeigen keine Endkappen. Also doch wie erwartet Gyromitra esculenta!? Misstrauisch macht die Größe einiger Sporen, die über die angegebenen Maße in den Bestimmungsbüchern (bis ca. 23 um) hinausgehen. Ob die Sporen ganz reif sind?

Schnecken bestätigen sich zumindest teilweise. Von dem Fruchtkörper sind gerade noch Reste des cremeweißen Stieles übrig geblieben. Immerhin zeigen sich am oberen Rand noch einige wenige braune Stellen, die auf Reste der Fruchtschicht hinweisen.

 

Für die mikroskopische Untersuchung reicht’s! Und dabei zeigt sich doch eine deutliche Wandlung
der Sporen (Bild 3):

An ihren Enden haben sich Kappen gebildet, viele zeigen auch eine deutlich raue Außenschicht und auch ihre Größe beträgt (ohne Kappen) fast durchweg über 30 um. Das sind klare Beweise für Gyromitra gigas.

Der relativ kleine Fruchtkörper (den ich nie groß gesehen habe) entpuppt sich also als Riesen-Lorchel! Man erlebt doch immer wieder Überraschungen.