Zunderschwamm – Januar 2025
Zunderschwamm
Fomes fomentarius
Fomes =: Zunder, Zündstoff
Englisch: Hoof Fungus, Französisch: Amadouvier
Volksnamen: Feuerschwamm, Wundschwamm
Der Zunderschwamm wurde 1995 von der DGfM zum Pilz des Jahres ernannt.
Allgemeines
Die konsolenartigen Fruchtkörper des Zunderschwammes (Fomes fomentarius) können über 10 Jahre, mitunter sogar 30 Jahre alt werden. In jedem Jahr wird eine neue Röhrenschicht gebildet, dabei wird durch den Verbrauch des Substrates in jedem Jahr der Zuwachs tendenziell etwas geringer. Die Fruchtkörper bilden dadurch fast hutförmige Fruchtkörper aus. Wenn der Baum umkippt, richtet sich die Röhrenschicht neu aus, der Pilz ändert seine Wuchsrichtung, ist also geotrop.
Beispiel für geotropes Wachstum – Foto: Silvia Bosch
Schneidet man den Zunderschwamm auf, erkennt man die verschiedenen Bestandteile des Fruchtkörpers:
- den etwas weicheren Myzelialkern, aus dem lederartige Textilien hergestellt werden können
- das Pilzfleisch, aus dem der Zunder gemacht werden kann
- die harte Kruste
- und die in Schichten auftretende Röhren
Zeichnung: Silvia Bosch
Vorkommen
- Vorwiegend an Laubholz (Buche, Birke, Eiche, Hainbuche)
- Schwächeparasit und/oder Folgezersetzer (löst Weißfäule aus)
- Mehrjährig
- Rückläufig, da geeignete Wirtsbäume seltener werden
Typische Erkennungsmerkmale
- Konsolenförmig, durch Zuwachsringe zonierter Fruchtkörper
- Oberseite mit holzig, harter Kruste in Tönen von hellgrau bis braun
Foto: Silvia Bosch
Makroskopische Merkmale
Hut: Jung kugelig, dann konsolenartig und fast hutförmig oder hufförmig, 5 – 20 (30) cm breit, 5 – 15 cm hoch, Oberseite grün-grau-bräunlich wellig gezont mit heller rotbräunlicher Zuwachskante und harter Kruste.
Röhren: Braun, bei mehrjährigen Fruchtkörpern geschichtet
Poren: jung cremefarben, bald bräunlich, rundlich, 2-4 Poren je mm, bei Verletzung dunkler werdend.
Stiel: fehlt
Fleisch: hellbraun, korkig-ledrig, hart, Geruch etwas pilzig, mit Myzelialkern.
Sporenpulverfarbe: Weiß, im Frühjahr Sporen abgebend
Chemische Reaktion: Kruste färbt sich mit Kalilauge rot
Mikroskopische Merkmale
Zeichnung: Hanna Maser
Verwertbarkeit
Früher war der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) von großer Bedeutung, und wurde vielseitig genutzt:
- zum Feuer machen
- zum Herstellen von lederartigen Textilien
- zur Wundheilung
- zum Räuchern
Sprichwörtlich brennt etwas wie Zunder, wobei Zunder eigentlich gar nicht brennt. Zunder glimmt nur sehr lange. Zunder wird aus der Trama, also dem Pilzfleisch, des Zunderschwammes gewonnen. Früher diente der Zunder zum Aufbewahren der Glut, um dann mit Hilfe von Mineralien wie Pyrit und Quarz ohne großen Aufwand wieder ein Feuer entfachen zu können. Glühender Zunder konnte sogar auf Reisen mitgenommen werden.
Wegen der blutstillenden Wirkung ist die in Lappen geschnittene Trama für die Wundheilung gut. Diese sollen auch antibakterielle Wirkung haben.
Der Zunderschwamm wurde aber auch zum Räuchern genutzt. Ob man nur Mücken vertreiben möchte, Bienenstöcke ausräuchern, Kräuter räuchern oder böse Geister vertreiben – es ist wohl alles mit dem Zunderschwamm möglich (glaubt man dem Internet)
Ötzi soll zwei verschiedene Pilzarten bei sich gehabt haben, den Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und den Birkenporling (Fomitopsis betulina). Da man bei ihm auch Spuren von Pyrit fand, nimmt man an, dass er mit dem Zunderschwamm Feuer entfachen wollte. Der Birkenporling wurde wahrscheinlich als Heilmittel genutzt. Vielleicht hatte er Magenprobleme…?
Verwechslungen
Der Graue Feuerschwamm (Phellinus ignniarius) ist flacher und nicht so wulstig. Zur Unterscheidung hilft hier Kalilauge: Beim Beträufeln wird der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) blutrot, der Feuerschwamm nicht.
Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) kann man vom Zunderschwamm unterscheiden, wenn man die Kruste mit einem ein Feuerzeug erhitzt: Beim rotrandigen Baumschwamm schmilzt sie, beim Zunderschwamm (Fomes fomentarius) verkohlt sie jedoch.
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