Hochgerippte Becherlorchel – Mai 2024

Hochgerippte Becherlorchel

Helvella acetabulum

acetabulum =: Essigfläschchen

Volksnamen: Pfannenförmiger Becherpilz, Pokal-Rippenbecherling

Englisch: Vinegar Cup, dänisch: Pokal-foldhat, italienisch: Elvella a bicchierino

Allgemeines

Alle Lorcheln gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomyceten). Schlauchpilze heißen nicht Schlauchpilze, weil sie schlauchig aussehen, sondern weil ihre Sporen in Schläuchen (Asci) reifen – im Gegensatz zu den Ständerpilzen (Basidiomyceten), bei denen die Sporen auf Ständern (Basidien) reifen.

Die Schlauchpilze bilden eine sehr artenreiche Gruppe. Bisher wurden mehr als 32000 Arten beschrieben. Die Dunkelziffer dürfte hier allerdings um ein Vielfaches höher sein, vor allem weltweit betrachtet.

Jedoch gibt es nicht besonders viele Speisepilze unter ihnen. Hier wären vor allem die Pilze der Gattung Morcheln (Morchella) und der Trüffeln (Tuber) zu nennen.

Wichtig sind Schlauchpilze bei der Nahrungsherstellung dennoch. Betrachtet man die Hefepilze, werden diese bei der Herstellung von Brot und Bier genutzt.

Bestimmte Schimmelpilze werden zur Veredelung von Käse eingesetzt, z.B. Penicillium roqueforti (Roquefort-Käse) und Penicillium camemberti (Camembert).

Aspergillus oryzea findet in vielen fermentierten Produkten Verwendung. Er wird zum Beispiel benutzt, um Sojabohnen zu Sojasauce oder Miso zu fermentieren, wie auch den Reis zu Sake.

1928 hat Alexander Fleming durch Zufall entdeckt, dass eine Art Schimmelpilz Bakterien abtötet. Er hatte vergessen vor dem Urlaub eine Petrischale mit dem Krankheitserreger Staphylococcus aureus zu reinigen. Bei seiner Rückkehr war diese von grünem Schimmel überzogen. Er stellte fest, dass eine Substanz des Pilzes die Bakterien getötet hat und nennt diese nun Penicillin. Somit war der Grundstein für das erste Antibiotikum gesetzt. Bis es zum Einsatz beim Menschen kam, war es aber noch ein langer Weg (1941).

Einige Arten bilden eine Symbiose mit Algen und dadurch entstehen die für die Natur so wichtigen Flechten.

Der giftigste Pilz der Welt ist auch ein Schlauchpilz:  Poison Fire Coral (Trichoderma cornu-damae). Der aus Japan und Korea stammende Pilz ist tödlich giftig und der einzig bekannte Pilz, der kontaktgiftig ist, d.h. dessen Giftstoffe können auch über die menschliche Haut aufgenommen werden. Vor einigen Jahren wurde er auch in Australien gesichtet. In Europa wurde dieser hübsch rot leuchtende hochgiftige Pilz glücklicherweise noch nie gefunden.

 

Weitere Beispiele für Schlauchpilze sind Echter Mehltau, Becherpilze, Fußpilz, …

 

Morchella esculenta (Speisemorchel)

Vorkommen

  • An Wegrändern, in Laub- und Nadelwäldern
  • Einzeln bis gesellig wachsend
  • Kalkliebend
  • April bis Juni

Typische Erkennungsmerkmale

  1. Fruchtkörper pokalförmig
  2. Stiel mit ausgeprägten Rippen
  3. Rippen setzen sich an der Becheraußenseite fort

Makroskopische Merkmale

 

Zeichnung: Hanna Maser

Fruchtkörper: 2-6 cm, Becher- bis Pokalförmig, Ränder jung deutlich eingerollt, später dann wellig und aufgerissen. Außen- und Innenseite blassbraun, Außenseite gegen den Stiel ausblassend. Die sporenbildende Fruchtschicht (Hymenium) liegt auf der Innenseite des Kelches. Wenn man den Fruchtkörper gegen die Sonne hält und anpustet, kann man eine Sporenwolke, die aus dem Kelch entweicht, beobachten.

Stiel: 1-3 cm lang, 0,5-1 cm breit, cremefarben, stark gerippt

Fleisch: dünn, brüchig, Geruch und Geschmack unauffällig

Sporenpulverfarbe: weiß

Helvella acetabulum

Fotos: Silvia Bosch

Helvella acetabulum - Hochgerippte Becherlorchel

Mikroskopische Merkmale

 

Sporen hyalin, glatt mit einem Tropfen

Asci 8-sporig

Paraphysen zylindrisch septiert, an der Basis verzweigt.

 

Helvella acetabulum - Sporen
Helvella acetabulum - Asci

Zeichnungen: Hanna Maser

Verwertbarkeit

Die Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) gilt zwar in älteren Büchern noch als essbar, ist aber sehr zähfleischig. Zudem sind Spuren des Giftes Gyromitrin bei allen Lorchelarten häufig. Gyromitrin ist ein sehr instabiles Gift, das beim Kochen sich verflüchtigt, allerdings können dann auch die Kochdämpfe giftig sein.
Bei einer höheren Dosis können tödlich endende Vergiftungen auftreten.

Wir empfehlen deshalb gyromitrinhaltige Arten (unabhängig von der Menge des enthaltenen Gyromitrins) generell nicht für Speisezwecke zu sammeln.

 

Verwechslungen 

Bei der Rippenstieligen Lorchel (Helvella solitaria) reichen die Rippen kaum bis zum Becher hinauf und sie ist kleiner.

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