Bericht der Jahrestagung 2024
Bericht der Jahrestagung der Pilzfreunde Stuttgart e.V. 2024 in Hornberg
Entgegen langjähriger Gewohnheit und Brauchtum, die Jahrestagung am letzten Wochenende im Juli zu veranstalten, haben wir uns dieses Jahr schon Anfang Mai in den Räumlichkeiten der Schwarzwälder Pilzlehrschau in Hornberg zusammengefunden. Zu dieser Jahreszeit ist natürlich ein etwas anderes Fundspektrum zu erwarten, als wir es sonst gewohnt sind. Nachdem alle 23 angemeldeten Teilnehmer (teilweise schon am Vortag) eingetroffen und die Arbeitsplätze aufgebaut sind, haben wir uns in zwei Gruppen zu den von Björn Wergen vorgeschlagenen und den meisten auch schon bekannten Such- und Fundgebieten Fohrenbühl am Mooswaldkopf und dem Kräherwald aufgemacht. Beide Gebiete sind mit dem PKW in einer knappen Viertelstunde erreichbar, liegen auf 800–900 m und sind vergleichbare Habitate. Schnell bilden sich zwei Gruppen und sind Fahrgemeinschaften definiert.
Plectania melastoma. Foto: Björn Wergen
Im Suchgebiet angekommen erweist sich das Auffinden von Pilzen als kein leichtes Unterfangen. Bedingt durch die Kältewelle der vorangegangenen Wochen, mit Schnee in den höheren Lagen des Schwarzwaldes, war es einfach noch zu kalt für zahlreiches Erscheinen von Pilzen. Dass das vor der Kälte im April schon anders war, bestätigt Katrin. Aber dennoch kommt immer was zusammen, wenn man mit über 20 Personen durch den Wald streift. So fahren wir auf 12 Uhr wieder zurück nach Hornberg, manch einer geht eine Kleinigkeit essen, während andere sich schon auf die gefundenen und mitgebrachten Funde stürzen und mit der Bestimmungsarbeit beginnen.
So bekommen die meisten der Funde einen Namen oder zumindest eine vermutete Arbeitsbasis. Im Zweifelsfall helfen Katrin und Björn aber auch immer mit ihrem fachlichen Rat. Im späteren Verlauf des Nachmittags haben wir uns dann in den nebenan liegenden Räumlichkeiten des DRK um den Fundtisch zusammengefunden und die Funde des Tages wurden durchgesprochen, darunter auch der Schwarzmündige Becherling (Plectania melastoma). Björn Wergen hat uns dann anschließend noch als Abschluss des Tages in einem etwa einstündigen Vortrag seine besonderen Funde des Jahres 2023 nahegebracht. Faszinierende mykologische Raritäten, aber auch wahrscheinlich recht häufige, aber sehr kleine Pilze, die daher kaum Beachtung finden, ganz kleines, aber auch größere Pilze; dazu beeindruckende Bilder, die einen staunen lassen.
Foto: Silvia Bosch
Abends haben wir uns in geselliger Runde im Gasthaus Rose zusammengefunden, um den Tag Revue passieren zu lassen und uns über das eine oder andere aus der gemeinsamen Leidenschaft der Pilze, aber auch über andere Themen, auszutauschen.
Sarcosphaera coronaria Foto: Silvia Bosch
Astraeus hygrometricus Foto: Claudia Görke
Nach etwas nächtlichem Niederschlag sind wir am Sonntag dann wieder in den Wald gezogen. Da die Erwartungen durch die spärlichen Funde des Vortags etwas gedämpft waren, sind wir wieder der Empfehlung von Björn gefolgt und alle sind nach Sulgen, einem Ortsteil von Schramberg gefahren. Dort hatten wir nach Björn eine 85%ige Wahrscheinlichkeit, bei dieser Witterung in diesem Waldstück am südlichen Rand Sulgens Kronenbecherlinge (Sarcosphaera coronaria) zu finden. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, diesen speziellen Pilz zu sehen. Nach gut 10 Minuten Marsch quer durch den Wald haben wir das erste potenzielle Waldstückchen erreicht, aber es war nichts zu finden. Aber nicht weit weg davon, an einer Weggabelung, konnten wir doch eine reiche Fundstelle ausmachen und dort die Pilze in allen möglichen Alters- und Entwicklungsstufen im Habitat betrachten, untersuchen und ablichten. Wunderschön, teils einzeln stehend, teils dicht gedrängt. Die Anfahrt und Suche haben sich auf jeden Fall für diesen Anblick gelohnt. Auf dem Rückweg zu den PKWs schweift natürlich noch der Blick durch den Wald und das eine oder andere wandert zu Untersuchung und Analyse noch ins Körbchen. Nach der Rückkehr nach Hornberg und einer kleinen Mittagspause, nachmittags dann wieder die Arbeit mit den Funden, Bestimmen, Fachsimpeln, Austausch in der Gruppe.
Peu-a-peu verabschiedet sich der eine oder andere, weil noch eine andere sonntägliche Verpflichtung ruft. Als Abschluss haben wir noch ein amüsantes Pilz-Bingo veranstaltet. Jeder erhält ein individuelles laminiertes Blatt mit einem Bildraster 5 x 5. Darauf abgebildet einige charakteristische Pilze, die im Allgemeinen auch per Bildanalyse bestimmt werden können. Diese erscheinen dann in einem festen zeitlichen Raster per Beamer auf der großen Leinwand. Aufgrund der doch durchmischten mykologischen Kenntnisse der Teilnehmer, wurde sowohl das Bild des Pilzes als auch sein Name auf der Leinwand gezeigt, sodass eine Zuordnung allen möglich war. Drei glückliche Gewinner wurden so ermittelt. Platz 1 durfte sich eine mit einem Pilzmotiv bedruckte Tasse aussuchen, Platz 2 hat das Büchlein „Pilze FAQ“ von Katrin und Björn erhalten, Platz 3 immerhin noch einen hübschen Schlüsselanhänger aus einer kleinen Baumscheibe mit Pilzmuster, welches auch als Giraffenholz bezeichnet wird.
Insgesamt war es wieder ein spannendes, lehrreiches Wochenende. Die Witterung und das damit zusammenhängende Erscheinen von Fruchtkörpern war leider nicht optimal, aber das kann immer mal sein. Im Sommer in Phasen großer Trockenheit und ausbleibendem Regen besteht die Gefahr ebenso. Vielen Dank gilt dem Organisationsteam und Helfern im Hintergrund. Alles hat ausgezeichnet geklappt, alles war vorbereitet. Ein großer Dank auch an Katrin und Björn, uns wieder in ihren Räumlichkeiten aufgenommen und die Veranstaltung mit ihrem fachlichen Rat begleitet zu haben.
Bericht: Nicolai Göring
Fundliste
Hier noch eine Fundliste mit 40 Arten, erstellt aus den Beschriftungsschildchen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Astraeus hygrometricus – Wetterstern
Bertia moriformis – Maulbeerförmiger Kugelpilz
Calocybe gambosa – Mairitterling
Cerioporus leptocephalus – Löwengelber Stielporling
Chroogomphus rutilus – Kupferroter Gelbfuß
Ciboria rufofusca – Tannenzapfenschuppen-Stromabecherling
Clitocybe fragrans – Duft-Trichterling
Cortinarius croceus – Gelbblättriger Hautkopf
Cortinarius vernus – Rosastieliger Wasserkopf
Discina ancilis – Größter Scheibling
Disciotis venosa – Morchelbecherling
Entoloma hirtipes – Gebrechlicher Glöckling
Fomes formentarius – Zunderschwamm
Fomitopsis betulina – Birkenporling
Fomitopsis pinicola – Rotrandiger Baumschwamm
Gloeophyllum odoratum – Fenchelporling
Gloeophyllum sepiarium – Zaun–Blättling
Gymnopus perforans – Nadel–Blassporrübling
Helvella acetabulum – Hochgerippte Becher–Lorchel
Helvella leucomelaena – Schwarzweißer Rippenbecherling
Heterobasidium annosum – Wurzelschwamm
Hypholoma fasciculare – Grünblättriger Schwefelkopf
Hypoxylon fuscum – Rotbraune Kohlenbeere
Inocybe bongardii – Duftender Risspilz
Inocybe fuscidula – Braunstreifiger Risspilz
Inocybe nitidiuscula – Frühlings–Risspilz
Inocybe queletii – Weißtannen–Frühlingsrisspilz
Kuehneromyces mutabilis – Stockschwämmchen
Lepista densifolia – Dichtblättriger Rötelritterling
Melanoleuca cognata – Frühlingsweichritterling
Mycena plumipes – Fichtenzapfen–Helmling
Neolentinus adhaerens – Harziger Sägeblättling
Plectania melastoma – Schwarzmündiger Becherling
Pluteus cervinus – Rehbrauner Dachpilz
Psathyrella piluliformis – Wässriger Mürbling
Psilocybe coronilla – Krönchentrauschling
Sarcosphaera coronaria – Kronenbecherling
Schizophyllum commune – Gemeiner Spaltblättling
Stereum hirsutum – Striegeliger Schichtpilz
Strobilurus eculentus – Fichtenzapfen–Rübling
Xeromphalina campanella – Geselliger Glöckchennabeling