Pilze reisen um die Welt
Pilze reisen um die Welt
Vortrag von Hermine Lotz-Winter über die Verbreitung von Pilzen, gehalten am 9. April 2018
Aus dem Inhalt
- Definition von Archäobiota, Neobiota und Neomyceten
- Wie können Pilze als blinde Passagieren um die Welt reisen?
Ein großer Teil des Vortrages ging natürlich auf Pilze ein, die sich bei uns neu etabliert haben.
Beispiele (mit Ursprungsländern):
- Rostpilze an Mahonie (USA), an Malven (Chile)
- Kartoffelfäule/Braunfäule (Mittelamerika)
- Krebspest (USA)
- Chytridkrankheit der Frösche (vermutl. Afrika)
- Echter und Falscher Mehltau an Weinstöcken (USA)
- Rußrindenkrankheit an Ahornarten (USA, Sporen rufen beim Einatmen eine allergische Reaktion hervor, „Maple Bark Disease“)
- Falsche Rotkappe (Aureoboletus projectellus, Mykorrhizapilz an Kiefern, Nordamerika)
- Tintenfischpilz (Neuseeland, mit Wolle nach Europa verschleppt und zuerst in der Nähe elsässischer Spinnereien beobachtet)
- Ein Beispiel einer europäischen Art, die in die USA und nach Australien verschleppt wurde, ist der Grüne Knollenblätterpilz.
Eingeschleppte Pilzarten können enorme Schäden verursachen, zum Beispiel das Ulmensterben und das Eschentriebsterben in Europa sowie das Esskastaniensterben in den Appalachen/USA (landschaftsverändernd, dort waren die Esskastanien neben Ahornarten die maßgebliche Baumart).
Zum Weiterlesen
Alfred W. Crosby: The Columbian Exchange: Biological and Cultural Consequences of 1492. Greenwood Pub Group Inc., Westport, Connecticut.
Bernard Dixon: Der Pilz, der John F. Kennedy zum Präsidenten machte. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
Favolaschia calocera
Bild aufgenommen 2016 in Ligurien © Lothar Krieglsteiner
Engl. „orange ping-pong bat“ (Ping-Pong-Schläger)
Der Pilz ist ein Streuzersetzer, fand seinen Weg über Neuseeland, Australien und Afrika nach Südeuropa und wird sicherlich auch bald im Oberrheingraben zu finden sein. Wurde vermutlich über Rindenmulch verschleppt.
Bartheletia paradoxa
Bild © Hermine Lotz-Winter
Bartheletia paradoxa (an Ginkgo biloba)
Streuzersetzer (kein Parasit!), spezifisch an Ginkgoblättern, wurde weltweit mit den Wirtsbäumen verbreitet. Der Bildausschnitt zeigt ein abgefallenes Blatt mit dem Besiedelungsmuster.
Hermine Lotz-Winter
Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Mykologie am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt
Koordinatorin der Ausbildung zum Fachberater Mykologie
Frühere Vorträge in den Monatsversammlungen: „Auf Pilzsuche in Panama“ (2016)