Tintenfisch-Gitterling – Juni 2013
Tintenfisch-Gitterling
Clathrus archeri
(Berkeley 1860) Dring 1980
Allgemeines
Die Familie der Clathraceen umfasst kurios geformte Pilze in bunten Farben, sog. Pilzblumen. Sie stammen aus wärmeren Regionen. Aus der Gattung Clathrus soll hier eine farbenprächtige, aber leicht vergängliche Art, der Tintenfischpilz, dargestellt werden. Er wurde wohl während des ersten Weltkrieges mit Wollimporten aus Australien ins Vogesengebiet eingeschleppt und hat sich inzwischen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz ständig ausgebreitet. Der Pilz wurde erstmals 1860 in Hookers Flora Tasmaniae beschrieben.
Vorkommen
- Juli bis Oktober,
- stets gesellig,
- in grasigen, humösen Laubwäldern, aber auch auf Weiden und kurzrasigen sauren Wiesen.
Typische Erkennungsmerkmale
- Die an einen Seestern erinnernde Form des reifen Fruchtkörpers;
- Die roten Farbtöne der Äste;
- Der aasartige Geruch des olivschwarzen Sporenschleims.
Makroskopische Merkmale
Der eigentliche Fruchtkörper entwickelt sich aus einem grauweißlichen, schwach rosa getönten „Hexenei“, einer halt in den Erdboden eingesenkten kugeligen Knolle von etwa 4 cm Höhe und 3 cm Breite. Bei der Reife platzt die Oberhaut am Scheitel auf und in kurzer Zeit schiebt sich ein bananenförmiger, blassroter, 5-10 cm langer Körper, das sog. Rezeptakulum, mit mehreren noch dicht aneinander haftenden Teilen in die Höhe. Nach erfolgter Streckung gliedert er sich in vier bis sechs rötliche, dünnfleischige (2-4 mm dick) Zungen etwa in Form eines Seesterns auf. Die Zungen krümmen sich nach außen, sind innen kräftig himbeerrot, außen blassrosa. Ihre Oberflächen sind auf der Innenseite von der Gleba überzogen, netzartig gegliedert und schließlich mit Stellen von olivschwarzem Sporenschleim bedeckt, der aasartig stinkt. Der poröse, weiß bis blassrosa gefärbte „Stiel“ ist wabig gekammert und von unterschiedlicher Länge (es werden ungestielte, kurz- oder langgestielte Formen unterschieden). Der eigentümliche, exotische Fruchtkörper ist sehr vergänglich, verliert bald seine Arme und sinkt in sich zusammen. Das zunächst weißliche Pilzei verfärbt sich im Entwicklungsvorgang graubräunlich, auf seiner Bodenweite sind längere Myzelfäden von violettlicher Färbung vorhanden. Im Schnitt befindet sich unter der Hülle eine graue Gallertschicht, nach innen schließen sich die zunächst noch reinweißen Zungen des Rezeptakulums an, die sich von der olivgrünen Gleba in der Eimitte deutlich abheben.
Mikroskopische Merkmale
Sporen olivbräunlich 5+-6,5/2-2,5 μm
Basidien 25-35 μm unreif 5-6-7,5 μm Ø reif 4-5 μm Ø
rasch kollabierend
oft 6-sporig auch mit 4-5 Sporen Sterigmen sehr kurz
Hyphen 2-3-4-5 μm Ø auch 6-8 μm Ø ohne Schnallen
rotes Receptaculum aus rundlichen Zellen 20-30-40 μm Ø
Verwertbarkeit
Wegen des widerlichen Geruchs ungenießbar; über die Verwendung der Pilzeier ist bislang nichts bekannt.
Verwechslungen
Eventuell mit dem sehr seltenen Gemeinem Fingerpilz , Lysurus cruciatus , der durch ein längeres Rezeptakulum mit vergleichsweise kurzen Zungen und grüner Gleba auf mohrrübenfarbenen Fingern gekennzeichnet ist.
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