Gemeiner Spaltblättling – Februar 2013

Gemeiner Spaltblättling

Schizophyllum commune

Fries

communis = gewöhnlich, überall vorkommend

 

Allgemeines

Der in Europa einzige Vertreter der Gattung Schizophyllum = Spaltblättling ist durch eine herabgesetzte Huthaut-Transpiration und das eigentümliche Verhalten seiner Lamellen sehr dürreresistent. Die feucht normal gestreckten Lamellen spalten sich bei Trockenheit längs ihrer Schneiden und rollen sich dann nach außen um, so dass darunter Hohlräume entstehen, in denen die Lamelletten gegen Austrocknung geschützt sind. Der stark verbreitete Kosmopolit ist normalerweise ein Holzsaprophyt, der Weißfäule verursacht. Es sind vereinzelt jedoch auch Fälle bekannt geworden, wo er parasitisch auf menschlichen Zehennägel beobachtet wurde.

 

Der Gemeine Spaltblättling ist neuerdings in die Schlagzeilen wissenschaftlicher Untersuchungen geraten. Sein Genom mit vielen Tausend Genen ist in „Nature Biotechnology“ publiziert worden. Seine Fähigkeit der zersetzenden Enzyme trägt dazu bei, die Klangeigenschaften von Instrumenten, sprich den Klang von Geigen, zu verbessern. Dies geschieht durch die Verringerung der Dichte des Fichtenholzes, macht dadurch das Holz leichter und verleiht jenen magischen Klang.

Wesentlich wichtiger für die Wirtschaft jedoch erscheint die Fähigkeit des Pilzes zu sein, bei genügend Stärkevorkommen aus dem Holz und Sauerstoff die komplette wasserlösliche Zuckerverbindung – ein Biopolymer – für den Aufbau der Pilzzellwände damit Wasser dickflüssig zu machen.

Und wofür das Ganze? Bislang gelingt es nur bis zu einem Drittel etwa Öllagerstätten zu leeren. Die Substanz Schizophyllan sorgt dafür, dass das in die Öllagerstätte gepumpte Wasser ganz langsam an den Gesteinsporen entlang fließt und durch das entstandene Gel deutlich mehr Öl abgepumpt werden kann. In Brockstedt, Lkr. Diepholz soll durch die BASF-Tochter Wintershall drei Jahre dieser Versuch getestet werden. Diese ökologisch interessante Technologie bietet die Möglichkeiten für problematische Regionen und ebenfalls für den Off-shore-Einsatz.

Vorkommen

  • Ganzjährig, Wintersteher;
  • in dachziegelförmigen Kolonien oder Ansammlungen auf Laubholz, verzugsweise Buche, aber auch Nadelholz, selbst an frisch verkohlten Hölzern;
  • überall verbreitet.

Typische Erkennungsmerkmale

  1. Die fächerförmigen, ungestielten, seitlich angewachsenen Fruchtkörperchen
  2. Die Zweifarbigkeit zwischen weißlicher Oberseite und graulilagetönter Unterseite
  3. Die bei Trockenheit längsgespaltenen Lamellenschneiden

Makroskopische Merkmale

 

Die 1-2,5-(4) cm breiten zähen Fruchtkörper sind halbkreis- bis muschelförmig, oft auch gelappt und haben einen wellig gekerbten Rand.

Die Oberseite ist trocken grauweißlich, feucht graubräunlich gefärbt, filzig behaart und undeutlich gezont.

Die rötlichgrauen, gelegentlich auch violettlichen Lamellen sind von der Anwuchsstelle her fächerförmig angeordnet, verschieden lang und breit und stehen wenig gedrängt. Die bei Trockenheit bis zu etwa 1 mm Tiefe gespaltenen Lamellenschneiden biegen sich bis zur Berührung mit den Nachbarlamellen auf.

Die dünne Fruchtkörpersubstanz ist feucht lederartig-zäh, trocken dagegen spröde. Sie wird beim Anfeuchten allerdings wieder biegsam. Sie zeigt keinen auffallenden Geruch und schmeckt mild.

Der Sporenstaub in Masse ist rosaweißlich gefärbt.

Mikroskopische Merkmale

 

Die zylindrischen Sporen sind leicht gekrümmt, schwach rötlich und nicht amyloid: die Sporengröße wird allgemein mit 3-4/1-1,5 μm angegeben, doch gibt es auch Formen mit größeren Sporen. Vermutlich handelt es sich dabei um di- oder tetraploide Sporen.

Verwertbarkeit

Für Speisezwecke uninteressant; von Indianern Mexikos als Würze verwendet.

Verwechslungen 

In Europa wegen der längsgespaltenen Lamellen unverwechselbar.


Zwergknäuelinge der Gattung Panellus haben ebenfalls fächerförmige Gestalt, zähes Fleisch und wachsen an Holz.
Panellus stipticus, Herber Zwergknäueling, ist ockerbräunlich gefärbt, besitzt kleine Stielchen, zimtgelbe Lamellen und bitterliches Fleisch von zusammenziehendem Geschmack. Er wächst an Laubholz (Eiche). Mikroskopisch sind Zystiden beobachtbar, die Sporen sind nicht amyloid.
Panellus mitis, Milder Zwergknäueling, ist kleiner als Panellus stipticus, weißlich- cremerosa gefärbt, besitzt eine gelatinöse Oberseite, wächst an Nadelholz, schmeckt mild, hat amyloide Sporen und keine Zystiden.
Die Krüppelfüßchen der Gattung Crepidotus haben bräunliche Sporen,
die Zwergseitlinge der Gattung Pleurotellus zarteres Fleisch und viel größere Sporen.

 

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